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26A.23. Schweiz: ›Klingenberger Chronik‹

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 3

Die Bezeichnung ›Klingenberger Chronik‹ geht auf einen Irrtum des Historiographen Aegidius Tschudi (1505–1572) zurück, der sie mit Heinrich von Klingenberg und seiner Familie verband. Die anonyme Chronik entstand um die Mitte des 15. Jahrhunderts in der Ostschweiz und ist – der jüngsten Studie zufolge – wahrscheinlich als Werk des Rapperswiler Stadtschreibers Eberhard Wuͤst zu betrachten (Stettler [2007] S. 51 f.). Auf der Basis zweier Zürcher Stadtchroniken verbindet sie die Geschichte der weiteren Umgebung Zürichs in Anlehnung an Weltchronistik mit derjenigen der Römischen Kaiser und Könige (zur Textkompilation und den Quellen: Gamper [1984] S. 107–119; Stettler [2007] S. 32–48). Die Schilderung des ›Alten Zürichkriegs‹ nach dem Tod Friedrichs von Toggenburg erfolgt aus der Sicht des unterlegenen Ostschweizers Adels.

Die überlieferten Handschriften sind nur in sehr geringem Maße mit illustrativem Buchschmuck ausgestattet. In der Zürcher Handschrift (Nr. 26A.23.2.) beschränkt er sich bis auf eine Ausnahme auf heraldische Zeichen wie Wappen und Fahnenstangen. Bemerkenswert ist die einzige Illustration (S. 60), da sie sich nicht auf ein Ereignis, sondern auf einen unmittelbar vorangehenden Reimspruch bezieht. In der St. Galler Handschrift aus dem Besitz Aegidius Tschudis (Nr. 26A.23.1.) finden sich außer einigen Wappen drei Federzeichnungen, die durch ihre Platzierung am Seitenrand nicht unbedingt von Beginn an geplant gewesen sein müssen.

Bis um 1500 entstehen mehrere nicht illustrierte Bearbeitungen (vgl. Gamper [1984] S. 177 f., 199–204):

1. Zürich, Zentralbibliothek, Ms. A 78, geschrieben von Gebhard Sprenger von Konstanz, um 1460

2. Zürich, Zentralbibliothek, Ms. A 80, um 1475

3. Luzern, Zentral- und Hochschulbibliothek, Pp 53 4o, Ende 15. Jahrhundert

4. St. Gallen, Kantonsbibliothek, VadSlg Ms. 68, 1491 datiert, eigene Redaktion

5. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 806, um 1500, Redaktion wie VadSlg Ms. 68.

Aus dem 16. Jahrhundert sind eine Kopie (München, Staatsbibliothek, Cgm 1223, geschrieben von Ulrich von Breitenlandenberg 1562) und eine Bearbeitung überliefert, die Werner Schodoler als Handexemplar diente (Bremgarten, Stadtarchiv, B3, vgl. Nr. 26A.22.1.). Aus dem 18. Jahrhundert ist schließlich eine weitere Kopie erhalten (Zürich, Zentralbibliothek, Ms. B 23).

Editionen:

Anton Henne: Die Klingenberger Chronik, wie sie Schodoler, Tschudi, Stumpf, Guilliman und Andere benützten, nach der von Tschudi besessenen und vier anderen Handschriften zum erstenmal ganz, und mit Parallelen aus gleichzeitigen ungedruckten Chroniken herausgegeben. Gotha 1861. – Die sog. Klingenberger Chronik. Bearbeitet von Bernhard Stettler. St. Gallen 2007 (Mitteilungen zur Vaterländischen Geschichte, hrsg. vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen, Bd. 53).

Literatur zu den Illustrationen:

Jean-Pierre Bodmer: Chroniken und Chronisten im Spätmittelalter. Bern 1976 (Monographien zur Schweizer Geschichte hrsg. von der Allgemeinen Geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz, Bd. 10), S. 19–21. – Rudolf Gamper: Die Zürcher Stadtchroniken und ihre Ausbreitung in die Ostschweiz (Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 52, Heft 2, 148. Neujahrsblatt), Zürich 1984, S. 18–20, 107–119. – Bernhard Stettler: Die sog. Klingenberger Chronik. Bearbeitet von Bernhard Stettler. St. Gallen 2007 (Mitteilungen zur Vaterländischen Geschichte, hrsg. vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen, Bd. 53), S. 10–58.