KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

87.2.27. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 8.7 Aug. 4º

Bearbeitet von Pia Rudolph und Polina Gedova

KdiH-Band 9

Datierung:

Um 1500.

Lokalisierung:

Alemannischer Sprachraum.

Ausführliche Beschreibung der Handschrift siehe Nr. 11.4.47.

Inhalt:
1. 4v–17r Kalender
recto: Tages- und Nachtlängen in Stunden und Minuten, Sonntagsbuchstaben, Zählung der Tage nach römischen Angaben, Cisiojanus, Heiligenfeste, Lunarbuchstaben, gradus solis, Zählung der Tage mit arabischen Zahlen; verso: Monatsverse, lateinisch und deutsch
2. 18r–30r Monatsregeln
Kalendererklärung
3.–10. 33v–124r Astronomisch-astrologische Sammelhandschrift
11. 124v–168r Konrad von Eichstätt, ›Regel der Gesundheit‹
Vorrede beginnt auf 129r, vorangestellt sind die Kapitel von den vier Komplexionen (124v–127v) und von der Luft (127v–128r), 128v leer; was die menschliche Gesundheit erhalten soll: Essen und Trinken, Schlafen, Baden, Aderlass etc. (129r–168r)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 168 + VIII Blätter, 250 × 210–215 mm, Bastarda, ein Schreiber, 28–30 Zeilen, einspaltig.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

93 kolorierte Federzeichnungen, zwölf zu Text 1 (Bl. 4–15 jeweils verso), eine zu Text 2 (19v), sechs zu Text 11 (125r, 125v, 126r, 126v, 139r, 140v). Ein Zeichner.

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Zu Text 1: Ungerahmte Rundbilder als begleitende Vignetten der zwölf Kalenderblätter, halbseitig, mittig positioniert, Monatstitel über dem Bild sowie nachgetragene lateinische und deutsche Monatsverse ober- und unterhalb des Bildes (verschiedene Hände). Feine Federzeichnungen, technisch und stilistisch versierte Darstellungen mit Abstufung der schraffierten Farbflächen, Bildfläche mit Ausnahme einiger Himmelspartien vollständig koloriert, mit perspektivisch korrekten Ansichten, kompositorisch komplex und harmonisch. Monatsarbeiten illustrieren die Monatsverse (zur Darstellungstradition siehe Mueller [2009] S. 309). Januar: Speisen, ein Mann mit Januskopf ist typisch für den Januar (4v), Februar: Wärmen am Feuer und Würste machen (5v), März: Arbeit am Weinberg (6v), April: Ackern (7v), Mai: Baden und Musizieren im Garten (8v), Juni: Pflügen (9v), Juli: Heuernte (10v), August: Kornernte (11v), September: Weinlese und -keltern (12v), Oktober: Aussaat und Eggen (13v), November: Eichelmast der Schweine (14v), Dezember: Stierschlachtung (15v). Szenen im Innen- sowie Außenraum mit perspektivischen Architekturansichten und Landschaftsdetails, Gesichter individualisiert und präzise ausgeführt, Figuren in modischer Kleidung.

Zu Text 2: ganzseitiges Rundbild innerhalb der Monatsregeln, oben und unten sowie am linken Rand beschnitten. Kreisförmige Anordnung der zwölf Tierkreiszeichen, fein ausgeführt mit dünnen Umrisslinien und Schraffuren, der Untergrund als Wiese ist angedeutet, zeitgenössisch gekleidete Figuren, Darstellung von Details und reduziertes, jedoch feines Kolorit. Den äußeren Rand nehmen die durch Beischriften markierten Tierkreiszeichen ein; innerer Rand bestehend aus kleinen Sternen, auf zehn konzentrischen Kreisen Benennung der Planeten und Gestirne, daneben jeweils ein Stern bzw. Sonne oder Mond, im Zentrum des Kreises eine Burg.

Zu Text 11: halbseitige Rundbilder, die die obere oder untere Bildhälfte einnehmen, nur 139r ganzseitiges Bild. 125r–126v mit dünnem gelben Rand, Szenen füllen Bildflächen aus, obere Partie des Hintergrunds teils freigelassen, feine Konturzeichnungen mit Binnenschraffuren, Figuren prominent in Szene gesetzt, gelungene Kompositionen, Kleidung aufwendig drapiert, Physiognomien ausgearbeitet und individualisiert, zartes Inkarnat z. T. mit roten Bäckchen, abwechslungsreiche Farbigkeit mit Schattierungen, insgesamt sehr ansprechende Szenen. 139r und 140v mit breitem grünen und gelben Rand, Bildflächen komplett ausgefüllt, sehr detailreiche Darstellungen wie oben, vor allem das Badehaus perspektivisch nicht stimmig, auffällig ist die Holzimitation des Bodens. Darstellung der vier Temperamente im dazugehörigen Abschnitt mit typischer Ikonografie: Sanguiniker – Liebespaar im Freien an einem Tisch stehend, die Frau einen Blumenkranz hochhaltend, modisch gekleidet (125r); Melancholiker – Mann schläft an einem Tisch, Frau sitzt mit der Spindel neben ihm (125v); Choleriker – umgeben von Flammen (sein Element), schlägt auf Frau ein, die vor ihm in den Flammen kniet (126r); Phlegmatiker – beim Musizieren im Freien, in Begleitung einer ebenfalls musizierenden Frau an einem Tisch (126v); motivische Vorbilder z. T. in Kupferstichen des Hausbuchmeisters und des Meisters E. S.; musizierendes Paar, Badehaus mit mehreren Figuren mit seltsamer Perspektive beim Text zum Baden (139r); der Arzt vollzieht einen Einlauf an einer im Bett Liegenden beim Text zum Klistieren (140v).

Farben:

Grün, Rottöne, Gelb, Ocker, Blau, Brauntöne, Hautfarbe.

Literatur:

von Heinemann 4 (1900) S. 138f. (Nr. 2973). – Siehe auch Nr. 11.4.47., ferner Blume/Haffner/Metzger (2016) Bd. II.II, S. 862–869 (Nr. 133).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 91: 139r. Badehaus.

87.2.27._Abb._91.jpg
Abb. 91.